Offener Brief: Klimapositiv mit Wald und Holz

In einem offenen Brief an den deutschen Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck werden als Entgegnung zu einem Brief einiger Umweltorganisationen klare Fakten aufgezeigt, die wir hier gerne wiedergeben möchten. Verfasser des offenen Briefes ist Prof. Roland Irslinger aus Tübingen, der auch Initiator des von 550 Fachwissenschaftler*innen unterzeichneter „Scientist Letter“ an die Europäische Kommission mit ähnlichen Inhalten ist. In zahlreichen Punkten werden Ergebnisse der waldökologischen und wissenschaftlichen Forschung ignoriert.

Holzenergie ist CO2-neutral
In nachhaltig bewirtschafteten Wäldern ist die Summe aus Nutzung und Kalamitäten dauerhaft kleiner als der Zuwachs, der Holzvorrat steigt trotz Nutzung langsam an. Bei nachhaltiger Waldwirtschaft wird der Kohlenstoff schneller im nachwachsenden Wald gebunden, als er im Zuge des Holzeinschlags freigesetzt wird. Weil Zeit durch Raum ersetzt wird und gepflegte Wälder schneller wachsen, entsteht in der Waldlandschaft keine Kohlenstoffschuld. Die spezifische CO2-Emission der Holzverbrennung belastet die Atmosphäre bei nachhaltiger Waldwirtschaft nicht, weil der Kohlenstoff im Holz ohnehin Teil des biosphärisch-atmosphärischen Kreislaufes ist.

Nicht nur klimaneutral, sondern klimapositiv
Bioenergie aus nachhaltiger Waldwirtschaft ist klimaneutral. Wenn Totholz verrottet, wird der darin gebundene Kohlenstoff frei und gelangt als CO2 in die Atmosphäre. Wenn wir aus dem Holz stattdessen Energie gewinnen, vermeiden wir fossile Emissionen. Bei Einbeziehung der Vorketten emittieren Wärmepumpen zehnmal mehr CO2, zehnmal mehr Methan und viermal mehr Lachgas als Wärme z.B. aus einem Pelletofen. Verzicht auf Holzenergie würde ein erhebliches Potenzial für den Klimaschutz verschenken!

Im Klimaschutz weit überlegen
In ihrer Funktion als Klimaschützer sind naturnah bewirtschaftete Waldlandschaften sich selbst überlassenen Wäldern weit überlegen. Naturschutzwälder haben keine höheren Kohlenstoffvorräte als Wirtschaftswälder. Der in den letzten Jahren zu beobachtende Rückgang der Waldsenke liegt in den immer älter werdenden Wäldern begründet. Alte Wälder wachsen langsam, Holznutzung und Waldpflege sichert aber die Naturverjüngung. Bei Nutzungsverzicht erreichen Wälder ein Fließgleichgewicht und die Wald-Kohlenstoffsenke geht gegen Null.

Bauen mit Holz vermeidet fossile Emissionen
Holz aus heimischen Wäldern wird vorrangig zur Herstellung von Holzprodukten verwendet. In Möbeln und Häusern wird Kohlenstoff gespeichert. Eine Stadt aus Holz speichert mehr Kohlenstoff als jeder Wald. Lediglich Waldrestholz und der bei der Herstellung der Holzprodukte entstehende Verschnitt werden energetisch verwertet. Am Ende der Nutzungskaskade werden auch die Holzprodukte energetisch genutzt und es kann sogar mittels CO2-Abscheidung und Speicherungstechnologien Kohlenstoff dauerhaft der Atmosphäre entzogen werden (sogenannte BECCS, negative Emission).

Gepflegte Wälder kühlen besser
Bei Nutzungsverzicht wird der Wald dichter, kurzfristig ist es in diesem Wald kühler. Weil aber im dichten Wald viel Regen in den Baumkronen hängen bleibt, steht den Wurzeln weniger Wasser zur Verfügung. Waldpflege verringert die Dichte, erlaubt dem Baum eine bessere Wasserversorgung und steigert seine Vitalität. Beim Aussetzen der Pflege reguliert sich das Waldökosystem selbst, indem Bäume absterben, der Wald wird zur CO2-Quelle und kühlt weniger.

Totholz ist wichtig aber für die Artenvielfalt gibt es viele Faktoren
25 Kubikmeter Totholz liegen in deutschen Wäldern auf jedem Hektar Wald, das bedeutet den Verzicht auf die Nutzung von 20 Millionen Kubikmetern Holz, jedes Jahr. Das ist gut so! (in Vorarlberg haben wir einen Totholzanteil von ca. 40 Festmeter pro Hektar). Aber über die Artenvielfalt entscheidet die Vielfalt der Baumarten und Habitate, nicht die Totholzmenge. Mehr Totholz erhöht nicht den Kohlenstoffspeicher im Humus des Waldbodens, wie manchmal von Naturschutzseite argumentiert wird. Bemerkenswert ist, dass das Holz der Buche in seiner Bedeutung für den Artenschutz weit hinter dem der Eiche und anderer Baumarten liegt. Erstaunlich ist, dass die Fichte, die mit der Klimaänderung einen schlechten Ruf bekommen hat, im Artenschutz punkten kann.

Waldwildnis ist nicht nachhaltig
Wälder sind klimagesteuert, der Klimawandel wird dazu führen, dass sich selbst überlassene Wälder in die Zerfallsphase eintreten, Biomasse verlieren und zur Kohlenstoffquelle werden. Wälder nicht mehr zu nutzen, heißt Täuschung der Öffentlichkeit, weil biogene Senken wie vermiedene Emissionen behandelt werden. Das Vortäuschen, das ein weiterer Holzvorratsaufbau möglich ist, würde mangelnde Verantwortung für künftige Generationen darstellen.
Skandalöse Vergleiche
Die von den Naturschutzorganisationen vorgetragene Begründung, die CO2-Emissionen aus Holzenergie seien pro Energieeinheit nicht geringer als beim Verbrennen von Kohle, ist schlicht skandalös und lässt jedes wissenschaftliche Verständnis von Waldökologie vermissen. Der Einsatz von Holz in Holzheizwerken ist solange unproblematisch, wie das Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammt. Bei Anwendung der BECCS-Technologie (siehe oben) kann Kohlenstoff sogar dauerhaft der Atmosphäre entzogen werden, was wesentlich effektiver ist, als Kohlenstoff in überbevorrateten und zunehmend instabilen Wäldern anzureichern.
Holzenergie ist unter der Voraussetzung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung, wie dies bei uns der Fall ist, ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. Ohne Holzenergie ist die Energiewende nicht zu schaffen!

Faktum: Holzenergie ist CO2 neutral. Bei nachhaltiger Waldbewirtschaftung, wie das bei uns seit Jahrhunderten gemacht wird, wird nur soviel CO2 freigegeben wie Waldökosystem gleichzeitig gebunden wird. Zusätzlich können große Mengen CO2 durch den Ersatz fossiler Energien eingespart werden.

Brief Prof. Roland Irslinger an Minister Habeck in Deutschland mit Literaturangaben:

Brief der Naturschutzorganisationen an Minister Habeck in Deutschland